Leberkrankheiten

 

Erbkrankheiten und Erworbene Krankheiten


Auf dem Gebiet der Leberkrankheiten besteht eine ganze Reihe von seltenen Krankheiten.

Die Patienten, die diese seltenen Leberkrankheiten haben, weisen häufig eine lange Leidensgeschichte vor, bevor man eine genaue Diagnose stellen kann und brauchen ein multidisziplinäres Management der Ärzte, für die diese Krankheiten nicht so selten sind. Mit einem Einzugsgebiet von mehreren Millionen betreuen wir Patienten mit solchen Krankheiten wie Morbus Wilson, genetische cholestatische Krankheiten (BFIC, BRIC), Adenomatose, polyzystische Leberkrankheit, kongenitale hepatische Fibrose, vaskuläre Leberkrankheit (z. B. Morbus Osler), Porphyrien, Glykogenosen, zystische Fibrose und viele mehr. Als Experten für Leberkrankheiten nehmen wir Zuweisungen oder Anfragen entgegen, die uns direkt an hepatologie@insel.ch geschickt werden können.


Virale Hepatitis

Virushepatitis: eine durch Viren verursachte Leberentzündung. Diese heilt meist von selbst aus; Hepatitis B und C können chronisch werden.

Bei einer akuten Virushepatitis treten Gelbsucht, Übelkeit und ausgeprägte Müdigkeit auf. Die meisten Virushepatitiden heilen dabei von selbst aus. Bei einer chronischen Form (wenn sie länger als drei Monate dauert) leidet der Patient manchmal unter Müdigkeit, oft wird die chronische Form jedoch nur durch Laboruntersuchungen erkannt. Fünf verschiedene Viren sind für die meisten Formen verantwortlich:

  • Hepatitis A. Wir durch Schmierinfekte übertragen. Meistens ungefährlich, aber lästig bei Erwachsenen. Wird nie chronisch. Impfung möglich und für Reisen in den Süden empfohlen.
  • Hepatitis B. Eine vorwiegend von Mutter auf das Kind oder sexuell übertragene Krankheit. Nach einem akuten Infekt beim Erwachsenen wird sie in 5 - 10 % chronisch und ist dann gefährlich. Behandlung möglich. Impfung möglich und dringend empfohlen.
  • Hepatitis C: Infektion über kontaminiertes Blut (Transfusionen vor 1991, Drogenabusus, Tätowierungen). Wird häufig (50 - 85 %) chronisch. Behandlung möglich, Impfung noch nicht möglich, Impfung noch nicht möglich. Unseren Patienten bieten wir die neuesten Behandlungstherapien an - Dr. Nasser Semmo.
  • Hepatitis D or Delta: Kommt nur zusammen mit der Hepatitis B vor; häufig chronisch. Behandlung schwierig, aber möglich (gehört ans Zentrum). Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis Delta.
  • Hepatitis E: Ähnlich der Hepatitis A; kommt v.a. auf dem indischen Subkontinent, im Maghreb und in Zentralamerika vor und jetzt sogar in der Schweiz. Sehr gefährlich für Schwangere. Wird nie chronisch. Impfung ist möglich. Wir geben unseren Patienten die Möglichkeit, die neuste Therapie zu erhalten. Besuchen Sie unsere Seite über die klinischen Studien. Weitere Artikel über Hepatitis E finden Sie unter diesem Link sowie unter "Fragen und Antworten zur Übertragung des Hepatitis E-Virus".

Metabolische Leberkrankheiten

Die häufigsten metabolischen Leberkrankheiten sind Wohlstandskrankheiten: Die (nicht)alkoholische Fettleber. Einige angeborene Stoffwechselstörungen werden hier auch aufgeführt

Wir sprechen von metabolischen Krankheiten, wenn der Stoffwechsel allgemein oder ein spezieller Weg im Stoffwechsel durch vererbte oder erworbene Störungen zu Leberkrankheiten führt. Die wichtigsten metabolischen Krankheiten:

  • Die (nicht)alkoholische Fettleber
  • Hämochromatose
  • M. Wilson
  • Alpha-1 antitrypsinmangel

Die Fettleber ist häufig: sogar ohne Risikofaktoren haben bis zu 40 % aller Europäer zu viel Fett in der Leber:  Artikel über die Fettleber
Fettleber
Meistens ist die Fettleber harmlos; in gewissen Fällen ist sie aber mit einer ausgeprägten Leberentzündung verbunden (Nicht-alkoholische Steatohepatitis oder NASH) und kann dann zur Zirrhose und Leberkrebs führen.

Morbus Wilson - Kupfer

Der Organismus braucht Kupfer -
aber zuviel ist auch gefährlich!

CPGs Wilson Disease
CPGs Wilson disease
Kupfer wurde als erste Metall schon vor 7000 Jahren vom Menschen verarbeitet. Es ist aber auch ein notwendiges Spurenelement in unserer Ernährung (nach Eisen und Zink, das dritthäufigste Spurenelement). Der tägliche Bedarf eines Menschen an Kupfer liegt zwischen 1.5 und 3.0 mg. Kupfer wird im Darm aus der Nahrung aufgenommen, in die Leber transportiert und von dort an die anderen Organe verteilt. Eine Unterversorgung mit Kupfer führt zu Symptomen wie Blutarmut, verzögerter Wundheilung und Bindegewebsschwäche. Überschüssiges Kupfer wird via Galle mit dem Stuhl ausgeschieden.

In einer seltenen (1 in 30'000) Erbkrankheit, dem Morbus Wilson, kann die Leber überschüssiges Kupfer nicht ausscheiden. Es häuft sich in der Leber und im Gehirn an. Dies führt zu einer Leberschädigung, die schlussendlich zum Tod führen kann. Im Gehirn führt es zu neurologischen Störungen, kann sich aber auch als psychische Krankheit manifestieren.

 
Wilson Disease
Kayser-Fleischer Ring:
Kupferablagerung in der Iris bei M. Wilson.

Wir bearbeiten drei Problemkreise des Kupfermetabolismus:

  • Vertiefung des Verständnisses der Kupferhomöostase
  • Identifikation von Biomarker des Kupferstatus
  • Neue Diagnosemethode für Morbus Wilson

Kupferhomöostase

Für die Aufnahme von Kupfer gibt es spezielle Transportsysteme, beim Menschen Transportproteine der Ctr Familie und in Bakterien kupfertransportierende ATPasen. Aufgenommenes Kupfer wird im Zytoplasma sofort an spezielle Eiweisse - Kupfer-Chaperone - gebunden. Weitere spezifische Transportsysteme übernehmen die Weiterleitung von Kupfer an andere Zellbestandteile oder bauen es in Kupferhaltigge Enzyme ein. Bei Kupferüberschuss wird das Metall aus der Zelle transportiert.

Wilson Disease

Die meisten Bausteine des Kupferstoffwechsels sind hochkonserviert und evolutionär sehr früh entstanden. So finden sich die selben Komponenten in Bakterien, über Pflanzen, bis zum Menschen. Wir studieren molekulare Mechanismen des Kupferstoffwechsels an zwei bakteriellen Modellsystemen, Enterococcus hirae und Lactococcus lactis.

Morbus Wilson Diagnose

Die eindeutige Diagnose von Morbus Wilson ist oft nicht einfach und erfordert meist eine Leberbiopsie. Um eine einfachere Diagnosemethode zu entwickeln, suchen wir andere Marker für diese Krankheit.

2D Gel
Gerät zurhochauflösenden
Auftrennung von Serum
Dazu analysieren wir die Zusammensetzung des Blutserums von Wilson Patienten indem wir dieses mit einer neuen Technologie extrem auftrennen. Dadurch können Hunderte von Komponenten des Serums gemessen werden und solche identifiziert werden, die sich spezifisch aufgrund der Wilsonkrankheit verändert haben. Solche Marker könnten später eine einfache Diagnose des Morbus Wilson an einer Blutprobe ermöglichen.

 

Cholestase und Gallensteine

Die Galle ist ein wichtiger Ausscheidungsweg für Medikamente, Gifte, Schwermetalle und Cholesterin. Wenn diese Ausscheidung nicht funktioniert, kommt es zur Cholestase (Störung der Gallebildung) und/oder der Ausbildung von Gallesteinen.
           

Cholestatische Leberkrankheiten

Cholestatische Leberkrankheiten sind durch autoimmune Krankheiten, Medikamente, Geschwülste im Pankreas oder den Gallenwegen, Gallensteine oder gewisse angeborene Stoffwechselstörungen bedingt.

Zeichen und Folgen der Cholestase:

  • Juckreiz und Gelbsucht
  • Mangel an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K)
  • Fettstühle
  • Gehäufte Infekte
  • Nierenversagen

...wenn unbehandelt, führen diese über Jahre zu Pfortaderhochdruck und Leberversagen.

Gallensteine

Gallensteine sind ein sehr häufiges Zivilisationsleiden, das Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer betrifft.

Table: Prävalenz von Gallensteinen in der italienischen Ortschaft Sirmione. Diese ist für jede Altersstufe etwa doppelt so hoch bei Frauen und nimmt mit dem Alter deutlich zu.

Leberzirrhose

Die Leberzirrhose (Schrumpf- oder Narbenleber) ist das Endstadium vieler chronischer Leberkrankheiten. Mit einer Zirrhose kann man lange leben - wenn alle Stricke reissen bleibt die Lebertransplantation.

Die Schrumpfleber ist meist durch virale Erkrankungen und nicht durch Alkohol bedingt:

Cirrhose du foie - Swissliver
Leberzirrhose - makroskopisch
Cirrhose du foie - Swissliver
Leberzirrhose - mikroskopisch

Mit einer Zirrhose kann man lange leben (viele Leute laufen mit einer zirrhotischen Leber herum und wissen es nicht einmal). Die Spätfolgen der Zirrhose sind schwerwiegend:

Ascite- Swissliver
Wasserbauch
  • Krampfadern in der Speiseröhre und andern Orten; diese können zu inneren Blutungen führen.
  • Wasserbauch
  • Gelbsucht
  • Leberkrebs
  • Leberkoma (Selbstvergiftung wegen der mangelnden Filterfunktion der Leber)

Sobald eine dieser Komplikationen auftritt, soll man die Möglichkeit einer Lebertransplantation besprechen. Diese Operation ist heute Routine; in Bern gehen 90% der Patienten spätestens nach zwei Wochen nach Hause.Motivierte Patienten/Innen arbeiten nach 3 Monaten bereits wieder voll.

Geschwülste

Gutartige Geschwülste in der Leber sind häufig und harmlos. In einer zirrhotischen Leber können sie aber zu Leberkrebs führen.
Die modernen bildgebenden Verfahren wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie und Ultraschall führen dazu, dass man oft 'Geschwülste' findet. Dabei handelt es sich meist um gutartige Missbildungen wie Hämangiome (Blutschwamm), Zysten oder fokale noduläre Hyperplasie (FNH). Bei solchen Geschwülsten empfiehlt es sich, einen erfahrenen Hepatologen zu kontaktieren - er/sie wird Sie beruhigen können und so vermeiden, dass bei Ihnen unnötige halbjährliche Untersuchungen durchgeführt werden.

 

Anders sieht es bei Patienten mit Leberzirrhose aus; diese haben ein geringes, aber messbares Risiko, einen Leberzellkrebs (Hepatom) zu entwickeln. Wenn Sie in dieser Kategorie sind, wird Ihnen Ihr Arzt entsprechende Vorsorgeuntersuchungen vorschlagen.  Leberzellkrebs ist - wenn früh erkannt - heilbar. Ein gutes Beispiel ist der folgende Fall: eine 46-jährige Patientin mit bekannter Hepatitis C entwickelte ein erhöhtes a-Fötoprotein (Tumormarker). Die Bildgebung zeigte eine verdächtige Läsion; diese wurde reseziert. Jetzt - 15 Jahre nach der Operation - geht es der Patientin ausgezeichnet.